Tag 135 Eine afrikanische Stadt um die Zeitenwende

Das Reich von Meroe auf dem heutigen Gebiet des Sudan entstand um 300 v. Chr. und ist heute vor allem für seine königlichen Pyramiden (s. Tag 37 Die Pyramiden von Meroe) und Tempelanlagen in Naga oder Musawwarat berühmt. Über das Leben und die Lebensbedingungen der normalen Bevölkerung ist hingegen wenig bekannt.

Luftbild über die Hügel von Hamadab (Foto: Pawel Wolf, DAI)

Drei Kilometer südlich der antiken Hauptstadt Meroe entstand zu Beginn der meroitischen Epoche eine Siedlung. Mit dem wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung von Meroe setzte dort im letzten Jahrhundert v. Chr. ein groß angelegtes Bauprogramm ein. Dieses reorganisierte die frühe meroitische Siedlung zu einer geplanten Stadt, die im Laufe der Zeit wuchs und sich bis zum Niedergang des Reiches im 4. Jahrhundert n. Chr. kontinuierlich veränderte. Der antike Name der Stadt ist nicht überliefert. Die heutige Namensgebung Hamadab stammt von einem Hamad des Jaaliyin-Stammes, dessen Familie sich vor etwa 300 Jahren an dieser Stelle niederließ, wohingegen Domat die dort vorherrschenden Dom-Palmen bezeichnet.

Nach ersten Grabungen Anfang des 20. Jahrhunderts begannen die Shendi Universität und die Humboldt-Universität Berlin 2001 erneut mit Feldarbeiten in Hamadab. Seit 2008 laufen die Arbeiten, finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, über die Orient-Abteilung des DAI.
Inzwischen ist die Siedlung mit verschiedensten Technologien (wie Magnetometrie, Bodenradar, Fotogrammetrie etc.) vollständig kartiert und durch gezielte Grabungen näher erforscht. Sie erstreckt sich auf dem Nordhügel auf einer Fläche von 200 x 250 m und umfasst eine befestigte Oberstadt und eine unbefestigte Unterstadt. Die Oberstadt beherbergte einen Tempel, Verwaltungseinheiten und Wohnviertel, während weitere Wohnbauten sowie die spezialisierten Produktionsgebiete für Keramik- und Eisenproduktion in der Unterstadt lagen.

Mit der ersten vollständigen Kartierung einer städtischen Siedlung im Kernland des meroitischen Königreiches konnte das Projekt wesentlich zu unserem Verständnis städtischer Lebensbedingungen einer nicht-elitären Bevölkerung im Mittleren Niltal beigetragen.

Weitere Informationen zum Projekt: https://www.dainst.org/project/59338