Tag 96 Großsiedlungen der Cucuţeni-Tripolje -Kultur

In Moldawien und der Ukraine erforscht die Römisch-Germanische Kommission seit 2009 gemeinsam mit lokalen Partnern und der Christian-Albrechts-Universität Kiel Großsiedlungen der Cucuţeni-Tripolje -Kultur. In der Kupferzeit, also dem 4. Jahrtausend v.Chr., entstanden in der Ukraine und in Moldawien riesige Siedlungen. Auf diesen Siedlungen werden seit einigen Jahren geomagnetische Untersuchungen durchgeführt, die im Boden verborgene Baustrukturen in hoher Auflösung und auf sehr großen Flächen sichtbar machen. Auf Grundlage dieser Daten wird derzeit ein Weltkulturerbeantrag für die „Megasites“ erarbeitet.
Für diese Großsiedlungen der Cucuţeni-Tripolje -Kultur, sind Bevölkerungszahlen von bis zu 10.000 Bewohnern realistisch; eine gesellschaftliche Herausforderung, die eine neue Qualität sozialer Institutionen voraussetzte. In dieser Größe bestanden sie jedoch nur für 2-3 Generationen und das Phänomen der Großsiedlungen verschwindet zudem gänzlich um die Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. 

Aufbauend auf Prospektionsdaten werden am Fundplatz Stolniceni in Moldawien gemeinsam mit KollegInnen der „High Anthropological School“ in Chișinău Ausgrabungen durchgeführt. Dabei werden bewusst nicht großflächige Grabungsflächen, sondern gezielt einzelne Strukturen wie Gruben, Häuser, Gräben, Wege und Töpferöfen, die sich in den magnetischen Daten abzeichnen, untersucht. Dabei ist ein wesentliches Ziel die Weiterentwicklung von Mustererkennung in Prospektionsdaten – hier insbesondere inwieweit einzelne Strukturtypen in magnetischen Anomaliekartierungen erkannt werden können. In den letzten Jahren konnten so z. B. 10-15 kupferzeitliche Töpferofen identifiziert werden, von denen bisher drei bei Ausgrabungen genau dokumentiert wurden.

Blockbergung eines Ofens zum Transport ins Nationalmuseum Chișinău im Sommer 2018 (Foto: RGK)

Einer dieser Öfen wurde 2018 nicht vor Ort untersucht, sondern als Block geborgen, und zur weiteren Erforschung in das Nationalmuseum Chișinău überführt. Dafür wurde der Ofen in zwei separate Blöcke geteilt und verfestigt und am 12.9.18  mit einem Mobilkran geborgen und verladen. Der Ofen soll zukünftig in der Dauerausstellung des Nationalmuseums zu sehen sein.

In Zusammenarbeit mit dem Verein “Die Milzener” wurde in Vierkirchen (Sachsen) auf Basis der Befunde aus Stolniceni ein Ofen rekonstruiert, in dem seit 2018 erfolgreich Brennversuche durchgeführt werden. Im Juni 2019 konnten im Rahmen eines experimentalarchäologischen Versuchs erste Keramikgefäße gebrannt werden. 
Blogbeitrag auf “Crossing borders” zum Versuch

Blockbergung eines Ofens zur weiteren Untersuchung (Foto: RGK)