Workshop des Referats für Prospektions- und Grabungsmethodik zu neuen Methoden und Techniken

Von Knut Rassmann, Roman Scholz, Hajo Höhler-Brockmann, Isabel Hohle

Zum wiederholten Mal nutzten Mitarbeiter:innen des Referats für Prospektions- und Grabungsmethodik (RefPGM) der Römisch-Germanischen Kommission (RGK) im August 2022 das Freigelände des Vereins DIE MILZENER e.V. in Melaune in Ostsachsen für einen einwöchigen Workshop zur praktischen Anwendung von verschiedenen neuen Prospektionstechniken und Methoden. Neben den praktischen Übungen wurden auch diverse theoretische Inhalte vermittelt und diskutiert wie u.a. der Einsatz von verschiedenen Softwarelösungen bei der Aufbereitung und Auswertung von Prospektionsdaten. Dafür konnten wir auch die Schulungsräume des Vereins in der „Alten Wassermühle“ nutzen.

Auf Feldforschungsvorhaben des Referats konnten durch Hajo Höhler-Brockmann und Roman Scholz 2021 und 2022 bedeutende Siedlungen und Grabmonumente in Spanien, Kroatien, Ungarn, der Slowakei, Tschechien und Irland mit einem drohnengestützten LIDAR-Scanner dokumentiert werden. Die gewonnenen Erfahrungen wurden auf dem Workshop den Kolleg:innen des Referats vorgestellt, um sie für den Einsatz der Techniken im Feld zu befähigen und weitere Mitarbeiter:innen der RGK anlernen zu können. Hierfür war das Gelände in Melaune besonders geeignet: es bot nicht nur die Möglichkeit, weite Gebiete zu befliegen, im Areal befinden sich auch Objekte unterschiedlicher Größe, wie Rekonstruktionen von Keramikbrenn- und Backöfen sowie ein begonnener Bau einer Blockhütte, die aufgenommen werden konnten.

Mit der LIDAR- Drohne kommt eine moderne 3D-Vermessungstechnik zum Einsatz. Am Beispiel des Nachbaus eines kupferzeitlichen Töpferofens können wir drei verschiedene Techniken gut vergleichen: eine LIDAR-Dokumentation mit der DJI Matrice 300 (Lidarsensor Zenmuse L1, Abb. 1), eine Aufnahme mit dem 3D-Handscanner Mantis F6 SMART und eine günstigere Variante mit dem neuen iPad Pro, das inzwischen einen LIDAR-Sensor integriert hat (Abb. 2). Besonders die beiden letzteren Anwendungen zeigen für Ausgrabungen und Objektdokumentation überraschend qualitätvolle Ergebnisse. Unsere positive Bewertung erschöpfte sich nicht im visuellen Abgleich, sondern erstreckte sich auch auf eine Implementierung der gewonnenen Daten in unsere Workflows mit entsprechender Evaluierung der Einsatzmöglichkeiten. Die Weiterverarbeitung der 3D-Daten und die Diskussion der jeweiligen Softwarelösungen bildeten dabei den Abschluss. In einem kommenden Schritt wollen wir zukünftig die Daten in die iDAI-World integrieren.

Abb. 1 Aufnahme des rekonstruierten Töpferofens mit der DJI Matrice 300. [Attribution: R. Scholz; Copyright: RGK]
Abb. 2 Testen der 3D-Dokumentation mit dem iPad Pro. [Attribution: R. Scholz; Copyright: RGK]

Das Thema Arbeitsschutz spielt bei Workshops normalerweise eine eher untergeordnete Rolle, ist aber für Feldforschungen ein grundlegendes Thema. Wir sind mit unseren Erfahrungen über die Gefahren und Risiken der immer komplexeren Techniken in der archäologischen Feldforschungspraxis sicher nicht allein und haben uns deshalb entschieden, dieses Thema auch ausführlich zu behandeln. Eine konstruktive und pragmatische Perspektive auf die Wahrnehmung der Verantwortlichkeiten ist für uns zentral. Dafür bedarf es einer Sensibilisierung der Akteur:innen auf den unterschiedlichen Verantwortungs- und Leitungsebenen, einschließlich des Austausches über die Gefährdungspotentiale von Instrumenten und spezifischen Anwendungen. Bei der Behandlung dieser Themen profitieren wir von den langjährigen Erfahrungen von Roman Scholz und Andreas Grundmann auf unterwasserarchäologischen Vorhaben, auf denen eine sorgfältige Umsetzung von Sicherheitsvorschriften essentiell und bereits lange Praxis ist.

In Melaune befindet sich seit 2021 ein Interims- Probenlager der RGK, welches im Zuge der Schenkung des sogenannten „Brückner-Archivs“ eingerichtet wurde (https://www.dainst.blog/groundcheck/helmut-brueckner-archiv/; https://www.dainst.blog/groundcheck/archive-for-soil-samples-and-drilling-cores/). An der RGK ist es seit vielen Jahren Praxis, Bohrkerne und Bodenproben für kommende Forschungen aufzubewahren. Für den weiter wachsenden Bestand dieser kulturhistorisch und geowissenschaftlich wichtigen Archive wird auch das Probenlager in Melaune genutzt. So wurden während des Workshops unter Leitung von Isabel Hohle die Räumlichkeiten besichtigt. Dabei wurden außerdem die Grundlagen im Umgang mit Bodenarchiven erörtert und die entsprechenden Workflows und Dokumentationsschritte vorgestellt.

Durch Isabel Hohle erfolgte eine Einführung in die aktuelle Version der Feldforschungsdatenbank der RGK. Die vor ca. 20 Jahren als Microsoft  Access-Datenbank erstellte Version wurde im letzten Jahr in PostgreSQL migriert und kann inzwischen mit der Open Source Software QGIS mittels Eingabemasken genutzt werden (Abb. 3). Unser Dank gilt hier Jose Canalejo (CSGIS GbR) für die Umsetzung und sehr gute Zusammenarbeit. Seit diesem Jahr wird die Datenbank auf dem zentralen Datenbank-Server des DAI gehostet. Da sich in den letzten 20 Jahren die Prospektionsmethoden und deren Anwendung bei den Feldforschungen der RGK stetig weiterentwickelt haben, soll die Feldforschungsdatenbank entsprechend erweitert und angepasst werden. Während des Workshops wurden die aktuellen Anwendungs- und Auswertungsmöglichkeiten der Datenbank diskutiert und Ideen für die Anpassung im Team gesammelt.

Abb. 3 Screenshot aus der aktuellen Version der ehemals in Microsoft Access vorliegenden Feldforschungsdatenbank der RGK in QGIS mit der Eingabemaske. Auf Grundlage der während des Workshops erarbeiteten Anpassungsvorschläge soll die Datenbank demnächst angepasst und weiterentwickelt werden. [Attribution: I. Hohle; Copyright: RGK]

Auf dem Workshop diskutierten wir die aktuellen Trends in der archäologischen Feldforschung regelmäßig bis in die Abendstunden hinein. Wir alle sehen eine Dynamik mit der wir nur Schritt halten können, wenn wir die bestehenden Netzwerke in Wissenschaft und Forschung pflegen und aktiv mitgestalten. Ein wichtiger Knotenpunkt in diesem Netzwerk sind dabei die traditionellen Treffen und Workshops in Melaune. Nach zweieinhalb Jahren Pandemie war dies auch eine gelungene Abwechslung für das gesamte Team, das sich seit so langer Zeit überwiegend virtuell treffen musste (Abb. 4). Künftig können wir solche Workshops für einen größeren Kreis an Teilnehmenden öffnen, wie beispielsweise bei den Praxisworkshops des Arbeitskreises Landschaftsarchäologie am DAI (LAAD) bereits erfolgreich praktiziert.

Abb. 4 Teilnehmer:innen des Workshops. [Attribution: R. Scholz; Copyright: RGK]

Teilnehmer:innen:

Knut Rassmann, Hajo-Höhler-Brockmann, Isabel Hohle, Andreas Grundmann, Matthias Bemmann, Roman Scholz (alle RGK), Mariana Vasilache (The National Museum of History of Moldova, Chişinău).