Am 5. Dezember ist Weltbodentag!

von Isabel Hohle

Mühsam auf Ausgrabungen weggeschaufelt und weggekratzt – Im Herbst und Winter versinkt man im Schlamm, im Sommer ist der Boden oft so trocken, dass man kaum durchkommt oder der Staub in den Augen kratzt. Archäologie und Boden verbindet eine Art „Hass-Liebe“.

Der Boden konserviert und archiviert jedoch auch unser Kulturerbe. Je nach Bodenbeschaffenheit erhalten sich Artefakte und Knochen gut, schlecht oder sind vollständig vergangen.

Neben archäologischen Funden und Strukturen, die sich meist nur als Verfärbungen im Boden abzeichnen, verbergen sich im Boden auch nahezu unsichtbare Spuren, die uns Fragen über die Vergangenheit beantworten können. Verschiedene naturwissenschaftliche Analysen ermöglichen es uns, Forschungen zu Nutzungsarealen, Ernährung und Umwelt in vergangenen Zeiten anzustellen.

Auch wenn man also auf Ausgrabungen oft über den Boden flucht (gerade wenn er, wie der Pelosol, der diesjähriger Boden des Jahres, sehr tonig ist: https://boden-des-jahres.de/), ist der Boden ungemein wichtig für die archäologische Wissenschaft. Sind archäologische Stätten nicht gefährdet, archiviert der Boden sie für spätere Generationen. Ist die Zeit jedoch knapp und können wir nur Bruchteile untersuchen, bietet der Boden uns zahlreiche Möglichkeiten minimalinvasiver Methoden und Analysen (siehe hier).

Für 2023 ist Ackerboden als Boden des Jahres ausgewählt. Seit Jahrtausenden basiert die wirtschaftliche Grundlage der Menschen auf Ackerbau. Viele der Fundstellen, die wir untersuchen, finden sich dort, wo man in der Vor- und Frühgeschichte fruchtbare Böden vorfand, die man bewirtschaften konnte.

Abb. 1: Nachdem ein Bohrkern aufgesägt wurde, wird er zunächst "geputzt", damit Verfärbungen und Schichten gut zu erkennen sind und man diese dokumentieren kann. [Attribution: I. Hohle; Copyright: RGK]

Was gibt es nun Neues zum Thema Boden aus der RGK?

Unsere Bohrkerne (Abb.1) und Bodenproben sind jetzt FAIR!

Diese Abkürzung setzt sich aus den englischen Begriffen Findability, Accessibility, Interoperability, and Reusability zusammen. Damit werden grundlegende Prinzipien des modernen Forschungsdatenmanagements zusammengefasst: Die Daten sollen also auffindbar sein; in unserem Fall haben wir unsere Bohrkerne und Bodenproben über SESAR (geosamples.org) registriert und jeweils mit einem global eindeutigen und dauerhaften Identifikator versehen (IGSN – International Generic Sample Number, https://www.igsn.org/). Hinterlegt sind dazu Metadaten, die genauere Infos liefern und eine Kontextualisierung ermöglichen. Damit sind unsere Bohrkerndaten für die Wissenschaft digital archiviert und zugänglich. Physisch lagern wir je eine Hälfte der Bohrkerne (Abb. 2) sowie einzelne Bodenproben im Keller der RGK und in Zusammenarbeit mit dem Verein Milzener e.V. in Melaune/Sachsen.

 

Dem vorangegangen sind das Zusammentragen und Ordnen zahlreicher Daten, eine Bestands- und Zustandsaufnahme, das professionelle Umverpacken der gelagerten Bohrkerne und Bodenproben sowie schließlich das Einrichten der Lagerräume. Diese Arbeit geschieht oft im Hintergrund, jedoch sind Forschungsdatenmanagement und Forschungsinfrastruktur zentrale Säulen der wissenschaftlichen Arbeit.

Abb. 2: Im Keller lagern wir je eine Hälfte der Bohrkerne. Geschützt und sicher verpackt, ist jede Bohrkernhälfte mit einem QR Code versehen. Mit Hilfe eines eindeutigen Codes können so auch einzelne Proben mit den zugehörigen Bohrkernen verknüpft werden. [Attribution: I. Hohle; Copyright: RGK]

In diesem Sinne: Happy World Soil Day!

Dank geht an das Team des Referats für Prospektions- und Grabungsmethodik und ganz besonders an Ellen Braune, Matthias Bemmann, Melani Podgorelec und Roman Scholz.