Die Abendvorträge des Fördervereins der RGK ziehen ins Internet

Von Kerstin Brose und Christoph Rummel

Trotz räumlicher Distanz wollen die Römisch-Germanische Kommission und ihr Förderverein, die „Freunde der Archäologie in Europa e. V.“, weiterhin Kontakt halten und über aktuelle Forschungen in der Archäologie berichten. Dies ist derzeit nicht – wie sonst üblich – im Rahmen von Abendvorträgen im Vortragssaal der RGK möglich, doch können die Vorträge mithilfe des Internets zu Ihnen nach Hause kommen. Diese Möglichkeit wurde vom Verein und dem Filmemacher Thomas Claus ergriffen und wir freuen uns, Sie zu einer virtuellen Vortragsreihe begrüßen zu dürfen.


2020 ist vieles anders…

Abb. 1: Die derzeitige Lage beeinflusst auch die RGK. Das Haus – und damit auch die Bibliothek – bleibt für die Öffentlichkeit geschlossen, es finden keine Veranstaltungen vor Ort statt
(Foto: R. Klopfer, RGK).

Das Jahr 2020 steht im Zeichen von Abstandhalten und strengen Hygieneauflagen, die natürlich auch die Aktivitäten der Römisch-Germanische Kommission beeinflussen. Das Institut erfindet sich auf vielen Ebenen neu und verlagert seine Arbeit zunehmend in den digitalen Raum: Besprechungen und Institutskonferenzen finden virtuell statt, bis auf einen kleinen Krisenstab arbeitet die RGK aus dem home-office, die wenige Präsenz in der Palmengartenstraße in Frankfurt am Main ist streng getrennt in A- und B-Teams, um physischen Kontakt zu minimieren.

Zentrale Teile der Arbeit sind leider nicht mehr möglich: geplante Feldforschungen im Ausland konnten nicht durchgeführt werden, Konferenzen finden virtuell statt oder wurden verschoben bzw. ganz abgesagt; auch die Bibliothek ist für den Publikumsverkehr derzeit geschlossen; hier wird die Situation genutzt, um den Buchbestand im Zuge der dringend notwendigen Revision zu prüfen. Gerade für den Förderverein der RGK, die Freunde der Archäologie in Europa e.V., bedeutet die derzeitige Situation den Verlust eines wichtigen Berührungspunktes, denn die Reihe der öffentlichen Abendvorträge kann leider nicht stattfinden.


„Abendvorträge“ werden gefilmt, für manche eine neue Erfahrung, für andere quasi Routine…

Abb. 2: Klappe auf, aber mit Abstand. Am 22. Juni 2020 fanden die Aufnahmen für die „Abendvorträge“ des Fördervereins statt, die auf dem YouTube-Kanal des Deutschen Archäologischen Instituts eingestellt werden (Foto: C. Rummel, RGK).

Dank des Einsatzes des Vorstandes des Fördervereins und insbesondere des erfahrenen Filmemachers Thomas Claus  wurde jedoch ein Ausweg gefunden: gemeinsam entstand die Idee einer neuen Online-Vortragsreihe, um die Vereinsmitglieder wie auch andere an Archäologie Interessierte zu Hause zu erreichen. Am 22. Juni fanden sich Mitglieder des Vorstands des Fördervereins und einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der RGK nacheinander in der Evangelischen Akademie in Frankfurt ein, um für ein buntes Vortragsprogramm zu filmen. Der Schatzmeister des Vereins, Thomas Claus, mit seiner ausgiebigen Erfahrung im Filmgeschäft übernahm Regie und Schnitt, Grußworte sprachen die Erste Vorsitzende, Angelika Wilcke, die Zweite Direktorin der RGK Dr. Kerstin P. Hofmann und Frau Dr. Gabriele Rasbach. 


Abb. 3: Ein bisschen, als würden die Worte im leeren Raum verhallen. Die Perspektive der Vortragenden bei den Aufnahmen (Foto: K. Brose, RGK).

Die Filmarbeiten waren nicht ohne Tücken, denn der 22. Juni war ein heißer und sonniger Tag in Frankfurt. Die Kameras kämpften mit wandernden Schatten, reflektierenden Wänden, Projektionsflächen und Fenstern, die Vortragenden mit den Temperaturen in der gleißenden Bühnenbelichtung, der Ton mit dem erhabenen Geläut aller Frankfurter Innenstadt-kirchen im Stundentakt. Über allem standen die Hygiene- und Abstandsregelungen, die den Ablauf deutlich in die Länge zogen, das Vorhaben aber nicht unmöglich machten. Streng getaktet waren so immer nur Filmteam und die jeweils sprechende Person im Saal, die Aufnahmen für vier 30-minütige Vorträge dauerten so einen ganzen Nachmittag.

Auch für die Vortragenden war es eine neue Erfahrung: Mitschnitte von Veranstaltungen hatten alle von Ihnen schon einmal erlebt, einen wissenschaftlichen Vortrag vor einem vollkommen leeren Raum, nur in Begleitung von drei Kameralinsen, zu halten war aber doch ungewohnt und etwas verstörend.


Die eigentliche Arbeit fing erst nach den Aufnahmen an

Während für die Vortragenden mit den Aufnahmen die Arbeit aufhörte, fing sie für Herrn Claus danach erst richtig an: Da die Lichtverhältnisse vor Ort eine gleichzeitige Aufnahme von RednerInnen und Leinwand nicht zuließen, mussten die Vortragenden und ihre Präsentationen ineinander geschnitten werden, Veränderungen in Lichtverhältnissen angepasst werden, die Kompositionen gerendert werden. Ein pandemie-bedingter Extraschritt: da während der Aufnahmen immer nur eine Person zur Zeit im Vortragssaal sein durfte, wurden Einführungen und Vorträge vollkommen separat voneinander aufgenommen und mussten jeweils neu zusammengeführt werden. Nach gut drei Wochen ist es aber nun soweit, die Videos der Vorträge sind fertig, eine neue Vortragsreihe kann beginnen. Veröffentlicht werden sie über den YouTube-Kanal des Deutschen Archäologischen Instituts – auf dem es auch etliche weitere Vorträge über das DAI und seine Abteilungen, die Arbeiten, Abläufe und Forschungsprojekte gibt.


Erster Vortrag jetzt online!

Abb. 4: Dr. Knut Rassmann macht mit einem Überblick der RGK-Forschungen in Irland und auf den Orkney-Inseln den Auftakt der digitalen Vortragsreihe (Foto: K. Brose, RGK)

Den Auftakt der Reihe bestreitet der Leiter des Referats für Prospektions- und Grabungsmethodik der Römisch-Germanischen Kommission, Dr. Knut Rassmann, mit einem Beitrag über die derzeitigen Forschungen der RGK auf den Britischen Inseln: seit dem 16.7. steht sein halbstündiger Vortrag zu “Sakrale Landschaften und Monumente? Zu aktuellen Forschungen der RGK in Irland und auf Rousay” auf dem YouTube Kanal des DAI bereit.


Nach der üblichen Sommerpause werden dann ab Herbst als Ersatz für die Abendvorträge zur gewohnten Zeit, monatlich Donnerstags, Vorträge digital bereitgestellt Sie können sich schon jetzt auf folgende Vorträge freuen:

  • Prof. Dr. Markus Scholz, Goethe-Universität Frankfurt: Eine römische Liebeserklärung aus Hungen-Inheiden (Kr. Gießen): Aspekte der Gesellschaft am Limes
  • Dr. Christoph Rummel, Römisch-Germanische Kommission: Navigare necesse est … – Neues und Altes zu römischen Flotten und Flussgrenzen
  • Dr. David Wigg-Wolf, Römisch-Germanische Kommission: Repräsentationen der Macht: Münzen als neue Quelle zum Aufstieg der Goten?

Die genauen Termine der Veröffentlichung auf dem DAI-YouTube-Kanal werden zeitnah auf der Facebook-Seite der Freunde der Archäologie in Europa e.V. bekannt gegeben. Wir würden uns freuen, wenn sie eifrig geteilt werden!