ELTE-RGK Test-Ausgrabung zur Grabenanlage einer spätneolithischen Tell-Siedlung in Ostungarn

von Eszter Bánffy

Dank einer Ausgrabung der Eötvös Loránd Universität Budapest (ELTE) auf der Tell-Siedlung Öcsöd-Kováshalom in Ungarn in den 1980-er Jahren ist die Siedlungsstruktur dieses Fundplatzes weitgehend bekannt. Aufgrund dieser Ergebnisse konnte die spätneolithische Entwicklung gegen Anfang des 5. Jt. v. Chr. – zusammen mit dem Fundmaterial anderer Tellsiedlungen ähnlicher Zeitstellung aus dem Alföld-Gebiet – bereits 1990 in einer Ausstellung mit Katalog im Frankfurter Archäologischen Museum dargelegt werden.


Seit 2018 läuft ein gemeinsames Projekt der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts und der Universität ELTE mit dem Titel „Neolithic tells and their landscape along the Tisza River between 5000 and 4500 BC”. Als ersten Schritt hat das Referat für Prospektions und Grabungsmethodik der RGK, unter der Leitung von Knut Rassmann, an dem Fundort 65 ha prospektiert, zuletzt in Februar 2020. Die seit 2018 laufenden multidisziplinären Untersuchungen haben die früheren Ergebnisse in ein völlig neues Licht gesetzt. So wurde z. B. eine dreifache Kreisgrabenanlege entdeckt, die rund um die Siedlung verläuft.

Abb. 1: Fotografie und Umzeichnung des Schnitts durch die den Tell von Öcsöd-Kováshalom umgebende Grabenanlage (Grafik András Füzesi, Universität ELTE).

Die Anlagen sind unterbrochen, daher gehören sie zur „Pseudo-ditch” Kategorie mit wahrscheinlich symbolischer Bedeutung. Um dieses Phänomen, das mehrere Parallelen im europäischen Neolithikum hat, besser zu interpretieren, haben wir 2020 eine kleine Ausgrabung mit einer Fläche, die einen der Gräben durchschneidet, organisiert. Die Feldforschungen der Uni ELTE, unter der Leitung von Prof. Pál Raczky, konnten der Pandemie wegen nur mit einer stark eingeschränkten RGK-Beteiligung durchgeführt werden, aber in der Methodik und Interpretation haben E. Bánffy, K. Rassmann und H. Höhler-Brockmann aktiv teilgenommen.

Die Ausgrabungen brachten einen fast 3 m tiefen, V-förmigen Graben ans Licht (Abb. 1). Der Graben war mit einer Schicht aus Keramik, Knochen und Steinen dicht bedeckt (Abb. 2). Sonst datieren die Funde der Füllung des Grabens in dieselbe Zeitperiode der Siedlung (Abb. 3). Geochemische und botanische Untersuchungen der aus dem Graben gewonnenen Bohrkerne sind derzeit in Arbeit. Weitere Sondagen sind zum Verständnis der Raumnutzung der Siedlung für das nächste Jahr geplant.

Abb. 2: Kompakte Deposition aus Keramik, Knochen und Steinen über dem Graben (Grafik András Füzesi, Universität ELTE).
Abb. 3: Fundmaterial aus der Verfüllung des Grabens in Öcsöd-Kováshalom (Grafik András Füzesi, Universität ELTE).