„Im Osten viel Neues“ – Ausgrabungen vor dem Osttor von „Romuliana-Gamzigrad“ 2024
von Christoph Rummel und Max Adam
Seit mehr als 20 Jahren erforscht die Römisch-Germanische-Kommission gemeinsam mit serbischen Partnern des Archäologischen Instituts in Belgrad und des Nationalmuseums in Zaječar die spätrömische Welterbestätte „Romuliana-Gamzigrad“ in Ostserbien. Im Juli 2024 fand erneut eine mehrwöchige serbisch-deutsche Ausgrabungskampagne statt.
Die spätantike Anlage in der Nähe des modernen Dorfes Gamzigrad im Bezirk Zaječar datiert in die Tetrarchie und wird aufgrund einschlägiger Funde und antiker Quellen mit dem Kaiser Galerius in Verbindung gebracht. Bereits 2012 wurden bei geomagnetischen Untersuchungen Strukturen östlich der Hauptanlage in einem Bereich identifiziert, aus dem bisher keinerlei archäologische Spuren bekannt waren. Diese scheinen sich an den Hauptausrichtungen des umwehrten Komplexes zu orientieren. Ziel der diesjährigen Kampagne war daher, die Ergebnisse der geomagnetischen Untersuchung zu überprüfen, eine Datierung der Befunde zu gewinnen und über Fundmaterial den Charakter oder die Funktion zu rekonstruieren. Insbesondere galt zu klären, inwieweit die durch die Geophysik suggerierten Strukturen mit der Hauptanlage in Verbindung standen.
Durch eine vierwöchige Ausgrabung im Juli 2024 konnte ein Team des Archäologischen Instituts Belgrad, des Nationalmuseums Zaječar und der RGK die Ergebnisse der geomagnetischen Untersuchungen bestätigen. Dabei wurden die Reste eines langrechteckigen Gebäudes von 60 x 15 m mit einer mittig verlaufenden Säulen- oder Pfeilerreihe untersucht. In einer zweiten Fläche wurde eine Umfriedungsmauer identifiziert, die in einer massiven Rundfundamentierung endet, bei der es sich um einen Turm handeln könnte.
Eine vorläufige Auswertung des Fundmaterials, insbesondere der Keramik und Münzen, legt zwei Nutzungsphasen Ende des 3./Anfang des 4. und im 6. Jhdt. n. Chr. nahe, die von einem eingestürzten Dach getrennt werden. Damit kann gezeigt werden, dass dieser Bereich zeitgleich mit den wichtigsten Phasen der Hauptanlage genutzt wurde. Somit ist er von zentraler Bedeutung für das Verständnis der tetrarchischen Anlage, wie auch der Nachnutzungsphase mit mehrschiffiger Basilika im 6. Jhdt. n. Chr. – liegt er doch direkt vor dem Haupteingang der Anlage. Die Funktion des untersuchten Großbaus lässt sich abschließend noch nicht klären, verschiedene Funde weisen jedoch auf eine Funktion als Lager oder Werkstatt in beiden Nutzungsphasen hin.
Um das östliche Areal besser verstehen zu können, werden weitere Forschungen in den nächsten Jahren notwendig sein. Auch nach über 20 Jahren gemeinsamer Forschung und mehr als 70 Jahren systematischer archäologischer Untersuchungen in Romuliana-Gamzigrad gibt es noch immer Bereiche im direkten Umfeld der als Welterbe eingetragenen und bekannten Anlage, die diese Fundstelle in ein neues Licht rücken.
Mehr Informationen über das Laufende Projekt gibt es auf den Projektseiten des DAI und des Archäologischen Instituts in Belgrad.