ClaReNet: Projektwoche im Archäologischen Museum Frankfurt

von Caroline von Nicolai 

Wie bestimmen Numismatikerinnen und Numismatiker Münzen? Und wie lernt ein Computer, welche Münze welche ist? Wie kann man Münzen abgießen, also mit Gips kopieren? Rund um diese Themen veranstalten Numismatiker, Archäologinnen und Informatiker der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts und des Big Data Labs der Goethe-Universität Frankfurt vom 26.-30.07.2023 eine Projektwoche im Archäologischen Museum Frankfurt. Sie gibt Einblick in die Arbeit des Projekts ClaReNet und lädt Kinder, Jugendliche und Erwachsene zum Mitmachen ein.

 

Für das Netzwerk relevante Bereiche werden beim maschinellen Lernen durch Grad-CAM visualisiert. Die roten Bereiche sind die wichtigsten (Foto: Jersey Heritage; Grafik: C. Deligio (Big Data Lab).

ClaReNet ist die Abkürzung für „Classifications and Representations for Networks. From types and characteristics to linked open data for celtic coinages” (Klassifikationen und Repräsentationen für Netzwerke. Von Typen und Merkmalen zu Linked Open Data bei keltischen Münzprägungen). ClaReNet ist ein Verbundprojekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms “Förderung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zur theoretischen, methodischen und technischen Weiterentwicklung der digitalen Geisteswissenschaften” gefördert wird und eine Laufzeit von drei Jahren vom 1. Februar 2021 bis 31. Januar 2024 hat.

 

 

Konkret geht es dabei um das Bestimmen und Ordnen von keltischen Münzen mittels künstlicher Intelligenz. Traditionell werden antike Münzen vor allem anhand der Legende, der Münzbilder und des Materials klassifiziert. Im Gegensatz zu den griechischen und römischen Münzen sind keltische Münzen (worunter hier Münzen des 3. bis 1. Jh. v. Chr. aus Mittel- und Westeuropa verstanden werden) oft nur kleinräumig verbreitet und weisen eine Vielzahl unterschiedlicher, oft sehr komplexer Münzbilder auf. Legenden (also Inschriften) auf den Münzen fehlen meistens. Deshalb hat die keltische Numismatik (die Wissenschaft von den keltischen Münzen) eine Vielzahl unterschiedlicher Ordnungssysteme oder Typologien geschaffen, die aber oft nur regional gültig sind.

Klassifikation eines Münzdatensatzes am Beispiel der Münzserie 3, die Statere der Coriosolitae. Grafik: C. Deligio, Big Data Lab, ClaReNet. Münzbilder: N.N., Jersey Heritage. Foto: Jersey Heritage; Grafik: C. Deligio (Big Data Lab).

ClaReNet versucht, mit Hilfe des maschinellen Lernens diese Prozesse des Ordnens zu beschleunigen und neue Lösungsansätze vorzuschlagen. Dazu wurden beispielhaft drei Münzserien aus unterschiedlichen Regionen der keltischen Welt ausgesucht: die Büschelquinare aus Süddeutschland und der Schweiz; die Coriosoliten-Statere aus der Bretagne; und die Monnaies à la croix aus Südwestfrankreich.

Die zweite Woche der Sommerferien (26.-30.07.2023) steht deshalb ganz im Zeichen der keltischen Münzen und der Künstlichen Intelligenz. Neben Aktionen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden auch einige Originalmünzen zu sehen sein.

Wie stellt man Gipsabgüsse von Münzen her? Das zeigen wir im Laufe der Projektwoche. Das Programm folgt. Foto: D. Wigg-Wolf, RGK.

Am 19.07.2023 um 18h wird der Projektleiter Dr. David Wigg-Wolf im Archäologischen Museum Frankfurt einen öffentlichen Vortrag zur Einführung halten.

Mehr Infos finden sich auf unserem Blog https://clarenet.hypotheses.org/