Erste Ergebnisse der Ausgrabungen am Amphitheater von Pergamon

Im Rahmen der diesjährigen Kampagne fanden die ersten wissenschaftlichen Grabungen im Amphitheater in Pergamon statt, die von einem interdisziplinären und internationalen Team aus deutschen und türkischen Architekten, Bauforschern und Archäologen durchgeführt wurden. Zunächst stand die Konstruktion der Cavea (Zuschauerraum) im Zentrum des Interesses, wofür zwei Schnitte geöffnet wurden: Eine Sondage ist im südöstlichen, an den Abhang des Hügels Musalla Mezarlık angelehnten Teil des Amphitheaters zu verorten. Im letzten Jahr wurden hier bei Säuberungsarbeiten zwei Stufen entdeckt, die den Treppenaufgängen des Zuschauerraums zugerechnet werden können. Daher war es das Ziel, um die Treppe herum Sitzstufen der Sitzränge oder deren Fundamentierung freizulegen. Zunächst wurde ein Schnitt von 4 x 4 m geöffnet, der später in südliche Richtung um die gleiche Fläche erweitert wurde. Die Grabung förderte nach einer starken Schicht Hangschutt reihenhaft, treppenartig gesetzt Steine zu Tage, die der Fundamentierung der Sitzstufen zugerechnet werden können. Obwohl die Sondage durch zahlreiche Steinverstürze geprägt ist, lässt sich durch einige in originaler Position befindliche Befunde eine Vorstellung von der ursprünglichen Gestalt der Fundamentierung gewinnen. Des Weiteren sind mehrere Steinquader aus weißem Tuff zu Tage getreten, die zunächst an eine Funktion als Sitzstufen denken ließen, jedoch eher ein Teil des Fundaments gewesen zu sein scheinen. Schließlich wurde ein Teil des Steinversturzes mit dem Ziel entfernt, Material für die Datierung der Bauzeit des Amphitheaters zu gewinnen. Die gefundene Keramik befindet sich derzeit zur näheren Untersuchung in der Fundbearbeitung im Grabungshaus. Der zweite Schnitt wurde im nordwestlichen Teil der Cavea des Amphitheaters mit zunächst 3 x 6 m geöffnet und wurde später ebenfalls um die gleiche Fläche in westliche Richtung erweitert. In diesem Bereich des Baus war vor allem mit Mauerstrukturen der Unterkonstruktion des Zuschauerraums zu rechnen. Dies bestätigte sich auch: eine aufrechtstehende Mauer konnte freigelegt werden, deren Verkleidung noch auf einer Seite erhalten war. In Zukunft könnte diese für die Rekonstruktion der Substruktionen der Zuschauerränge neue Erkenntnisse ermöglichen. Des Weiteren wurde das Bild der Sondage durch mehrere, wahrscheinlich der noch aufrecht stehenden Mauer zugehörige Mauerverstürze geprägt, deren Verkleidung jedoch nicht zu identifizieren war. Im zweiten Teil der Kampagne soll eine Sondage im Bereich der Arena geöffnet werden, um mehr Erkenntnisse zu deren Boden und Mauern zu gewinnen.

Im Vorfeld war ich mir nicht sicher, vor welche Herausforderungen mich die Position als Schnittleiterin stellen würde. Es kamen dabei einige unerwartete Probleme auf mich zu, die ich jedoch meistern konnte und die ebenso die Möglichkeit boten, durch die neuen Erfahrungen ähnliche Schwierigkeiten in Zukunft zu umgehen. Aus dem breiten Spektrum an Tätigkeiten – von Dokumentation bis Personalkoordinierung – ergab sich die Chance, die vielfältigen Aufgaben zu verinnerlichen und zugleich meinen Einblick in den feldarchäologischen Alltag zu vertiefen. Dabei zeigte sich, dass praktische Erfahrungen der beste Weg sind, sich feldarchäologisches Wissen anzueignen.

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