Die neue digitale archäologische Karte Pergamons

Die Veröffentlichung der digitalen archäologischen Karte von Pergamon ist ein wichtiger Meilenstein in der Erforschung der antiken Metropole, da nun erstmals seit 1973 eine neue kartographische Grundlage für Darstellung unserer Arbeiten und Ergebnisse vorliegt [1]. Die Karte wird zunächst in zwei Ausschnitten (1:2.000 und 1:5.000) vorgelegt; im kleineren Maßstab ist ein Gebiet wiedergegeben, das vom Hügel Niyazi Tepe im Nordosten mit dem römischen Grabtempel bis zum extraurbane Thermalbad Kleopatra Güzellik Ilıcası im Südwesten reicht. Damit ist ein wesentlich größerer Bereich als auf der Karte von 1973 in 1:2.500 abgedeckt, der aber nicht ganz an die Überblickskarte in 1:25.000 von Otto Berlet aus dem Jahr 1904 heranreicht [2]. Die neue Karte strebt an, alle bekannten archäologischen Baubefunde vollständig darzustellen, so dass nun beispielsweise auch die Grabungen der 1930er- und 1950er-Jahre auf dem Musalla Mezarlığı oder die bauvorbereitenden Grabungen des Museums Bergama der letzten fünfzehn Jahre im Bereich der Südnekropole mit aufgenommen sind [3]. Ziel war es, alle auf den Stadtberg bezogenen Monumente inklusive der Grabhügel abzubilden, um so eine neue Grundlage für die großflächige Beurteilung des städtischen Gesamtorganismus einschließlich des suburbanen Bereichs zu schaffen. Die neue Karte zeigt in der Standardversion alle antiken Baureste, während die (überlagernden) byzantinischen Befunde aus der maßgeblichen Karte in 1:2.000 von 1987 und den Ausgrabungen im Bereich der Stadtgrabung in einem eigenen Layer aufgerufen werden können [4]. Um die Stadtanlage und ihre Bauten besser im Verhältnis zum Gelände beurteilen zu können, ist die Bebauung nachantiker Zeit ausgeblendet worden; bei Bedarf kann sie jedoch zugeschaltet werden. Gleiches gilt für den Kestel-Staudamm und sein Wasserreservoir. Das ursprüngliche Geländerelief im Bereich des späteren Stausees ist anhand älterer Karten rekonstruiert worden.

Als vollständig digitales Produkt, das sich auch zur Nutzung als kartographische Oberfläche eines Geoinformationssystems eignet, ist die neue archäologische Karte per se dynamisch und soll dementsprechend laufend aktualisiert werden. Eine hochauflösend gedruckte Version der Karte soll einem der nächsten Bände der Reihe »Altertümer von Pergamon« beigelegt werden.

An der Entstehung der Karte und ihrer digitalen Derivate haben zahlreiche Kolleg*innen und Institutionen mitgewirkt, die hier nicht vollständig genannt werden können. Ihnen allen gilt unser großer Dank! Die Koordination der Arbeiten zur Erstellung der Karte lag neben dem Verfasser in allen technischen und darstellerischen Bereichen bei Verena Stappmanns, die zugleich den größten Teil der zeichnerischen und gestalterischen Arbeiten übernommen hat. Maßgebliche Beiträge dazu haben auch Janet Lorentzen und İhsan Yeneroğlu geleistet. Die vermessungstechnischen und kartographischen Grundlagen der Karte sind Ulrike Klein und Studierenden der Hochschule Karlsruhe, Studierenden des KIT Karlsruhe sowie der Stadtverwaltung Bergama zu verdanken. Archäologisches Planmaterial verdanken wir dem Museum Bergama (s. Anm. 2). Die Aufbereitung für den iDAI.geoserver und das GIS oblag Bernhard Ludwig mit Unterstützung durch Annika Skolik sowie der IT-Abteilung der Zentrale des DAI und des Arbeitsbereichs IT an der Abteilung Istanbul. Weitere Unterstützung haben u. a. Güler Ateş, Ulrich Mania, Nicole Neuenfeld, Seçil Tezer-Altay und Arne Weiser geleistet.

Hier geht es zur Karte:

https://www.dainst.blog/transpergmikro/pergamon/pergamon-map/


1 Der Text basiert auf dem Manuskript für den Vorbericht der Pergamongrabung 2019, der zur Publikation im Archäologischen Anzeiger 2020/2 eingereicht ist.
2 K. Nohlen – W. Radt, Kapıkaya. Ein Felsheiligtum bei Pergamon. Im Anhang: Topographische Karte von Pergamon, AvP 12 (Berlin 1978). Conze u. a. 1912–13 Taf. 2.
3 Für die ausgezeichnete Kooperation mit dem Museum Bergama bei diesem Vorhaben geht unsere Dank an die Direktor*innen Adnan Sarıoğlu und Nilgün Ustura sowie an das Ministerium für Kultur und Tourismus der Republik Türkei.
4 K. Rheidt, Die Stadtgrabung. Die byzantinische Wohnstadt, AvP 15,2 (Berlin 1991) Beilage.

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