Der längste Wassertunnel der Antike

Ein Beitrag von Blanca Kupke, entstanden im Rahmen des Fernpraktikums zur Öffentlichkeitsarbeit des DAI im Mai/Juni 2020

Der Qanat Firaun gilt als der längste Wassertunnel der Antike. Von Südsyrien kommend belieferte er die Dekapolisstädte mit Wasser, welche nach den Eroberungen Alexanders des Großen von seinen Nachfolgern gegründet wurden. Im Rahmen eines Umlandsurveys in Gadara (nordwestliches Jordanien), welcher von der Außenstelle Damaskus der Orient-Abteilung des DAI im Herbst 2019 durchgeführt wurde, ist ein Teilabschnitt dieses Tunnels nun untersucht worden. In dem Gebiet ist dieser zuvor nicht dokumentiert gewesen. Die verschiedenen angewendeten Bautechniken bezeugen von der herausragenden antiken Ingenieurs-und Vermessungstechnik. In den in der Tunnelwand befindlichen Nischen lassen sich heute sogar noch Rußspuren von Lampen sehen.

Das DAI-Team will auch mehr Erkenntnisse über das antike Bauvorhaben sowie die Versorgung der Städte mit Baumaterial erhalten. In der Nähe von Steinbrüchen und Wassertunneln wurde eine große Anzahl von Feuersteingeräten, wie Beile, Meißel und Picken, gefunden. Diese weisen darauf hin, dass das Gebiet bereits im Altpaläolithikum (vor ca. 1,6 Mio. Jahren) aufgesucht und im Mittelpaläolithikum (vor ca. 200 000 Jahren) dann intensiver genutzt wurde. Die Steinbrüche sind eher klein und weisen einen einschichtigen Abbau auf. Vermutlich überspannte ein Netz von kleineren Brüchen größere Areale.

Besonders interessant ist der Fund eines Mancala-Spiels vor einem der Steinbrüche. Hierbei handelt es sich um zweireihiges Spiel mit jeweils sieben Mulden, in denen Spielstücke gelegt werden. Das Spiel hat in der Levante eine bis in die Jungsteinzeit (vor ca. 9500 Jahren) zurückreichende Tradition. Ob es aber chronologisch im Zusammenhang mit dem Steinbruch steht, ist nicht abschließend geklärt.

Das Mancala-Spiel

In den nächsten Jahren wird die Untersuchung fortgesetzt.

Weitere Informationen sind im eForschungsbericht https://publications.dainst.org/journals/index.php/efb/issue/view/387