Von Roman Scholz
Die Römisch-Germanische Kommission fĂŒhrt seit 2018 ein Langzeitexperiment zusammen mit dem Verein âDie Milzenerâ e.V. in Melaune (Sachsen) durch. Dabei wird die Bauweise eines Töpferofentyps, der in der GroĂsiedlung in Stolniceni I (Tripolje B2/C1 â 3900â3700 v. Chr.) ausgegraben wurde, nachempfunden.
Ăber die ersten Projektphasen wurde bereits berichtet: https://www.dainst.blog/crossing-borders/2019/07/16/rekonstruktion-eines-toepferofens-der-tripolje-kultur/. Im FrĂŒhjahr 2020 wurde durch die âMilzenerâ e.V. die Ofenkuppel vollstĂ€ndig neu gestaltet, da die Versuche der letzten zwei Jahre eine Reihe von Schwachstellen an der Konstruktion zeigten und Optimierungsmöglichkeiten aufgezeigt hatten.


So wurde deutlich, dass sich fĂŒr die BrandfĂŒhrung die Abluftöffnung am höchsten Punkt der Kuppel am besten eignet. Zudem wurde eine bessere StabilitĂ€t der Kuppel durch eine dickere Wandung und eine verlĂ€ngerte Bauzeit mit Zwischentrocknungszeiten erreicht. Dazu konnte in etwas mehr als sechs Arbeitstagen die alte Kuppel abgetragen und eine neue aus ca. 2,5 Tonnen Lehm aufgebaut werden.

Damit der neue Ofen ĂŒberhaupt richtig genutzt werden konnte, musste erst die StĂŒtzkonstruktion aus Holz durch das âTrockenfeuernâ ausgebrannt werden. Diese hĂ€tte sonst den Zugang ĂŒber den Rauchabzug verhindert und das Einstapeln der Töpferwaren in die Brennkammer unmöglich gemacht. Vom 30.06 bis 01.07 hat ein Team der RGK zusammen mit Mitgliedern der Milzener e.V. das âTrockenfeuernâ durchgefĂŒhrt.


Beim sechsten Versuch wurde die Brennkammer mit 53 ungebrannten Lehmziegeln bestĂŒckt. Dabei wurden gerade einmal 15 % des Nutzraumes ausgefĂŒllt. SchĂ€tzungsweise könnten bis zu 350 Ziegel Platz im Ofen finden. FĂŒr die Tripolje-Kultur ist zwar keine Produktion von gebrannten Ziegeln belegt, aber der Versuch sollte dabei helfen, Fragen zur notwendigen Brenndauer und HeiĂluftzirkulation zu klĂ€ren.
Es zeigte sich, dass dieser Ofen noch besser funktioniert, als sein VorgĂ€nger. Die HeiĂluftzirkulation lĂ€uft optimal, die Glut in der Feuerkammer verstopft nicht mehr die FeuerkanĂ€le und die zum Brand von Keramik benötigten 800 Grad Celsius werden deutlich schneller erreicht. Als besonderer Gewinn muss die Tatsache gesehen werden, dass der Projektablauf durch den Profilfilmer Jaime Sanjuan begleitet wurde. So können wir uns bereits jetzt auf einen Filmbeitrag zum Thema freuen.

