Social Media des 19. Jahrhunderts

Gelehrtenbriefe des Instituto di Corrispondenza Archeologica – Ein Beitrag von Sophie Preiswerk

Wir leben und kommunizieren in einer vernetzten Welt: Soziale Medien und Messengerdienste gehören zu unserem Alltag und erlauben uns, in Sekundenschnelle Kontakt aufzunehmen und Austausch zu pflegen. Auch die archäologischen Wissenschaften vernetzen sich zunehmenden über Social Media: So twittern mittlerweile auch Forschende oder teilen ihre Ergebnisse auf Instagram.

Brief von Emil Braun an Eduard Gerhard vom 3.Mai 1841 [Attribution: A-II-B13; Copyright: Archiv DAI Rom]

In der Archäologie gibt es Soziale Netzwerke jedoch seit jeher auch ganz ohne Internetzugang. Dies zeigt das Instituto di Corrispondenza Archeologica, das Institut Archäologischer Korrespondenz, das am 21. April 1829 als Vorgängerinstitution des Deutschen Archäologischen Instituts gegründet wurde. Seine Basis war ein europaweit angelegtes Netzwerk von Korrespondenten, Sammlern, Archäologen, Künstlern und Gelehrten, die sich über archäologische und altertumswissenschaftliche Forschung austauschten.

Eduard Gerhard (1795–1867) [Attribution: unkown; Copyright: DAI]

Mit der Gründung des Instituto di Corrispondenza Archeologica wurde in Rom ein Archiv aufgebaut, das heute etwa 26.000 Briefe umfasst. Gemeinsam mit dem Archiv zur Geschichte der Archäologie an der Zentrale des DAI in Berlin, das die Korrespondenzen zwischen mehr als 3.000 internationaler Altertumswissenschaftler:innen beinhaltet, ergibt sich ein beeindruckendes Netzwerk archäologischen Austausches in Europa. Entscheidend für den Aufbau einer solchen Struktur war wohl der Archäologe und Gründungsvater des Instituto Eduard Gerhard, der auf seinen vielfältigen Reisen Korrespondenten für sein Institut warb. Auch seine eigenen Korrespondenzen, die unter anderem den Grundstock des Berliner Archives bilden, sind beachtlich: Eduard Gerhard würde nach heutigen Maßstäben sicherlich als wichtiger Influencer der Archäologie gelten.

Im Rahmen des DFG-Projektes „Gelehrte, Ausgräber und Kunsthändler: Die Korrespondenz des Instituto di Corrispondenza Archeologica als Wissensquelle und Netzwerkindikator“ wurden seit 2017 die Autographen und Gelehrtenbriefe erschlossen, digitalisiert und im Open Access online zugänglich gemacht. Sogar die Beziehungen der Korrespondenzen untereinander werden durch Visualisierungen veranschaulicht. Dabei zeigt sich, im wahrsten Sinne des Wortes, ein soziales Netzwerk der Archäologie. Dieses ist Zeugnis für die lange und dichte Forschungsgeschichte des Faches, aber auch der Aktivitäten der Vorgängerorganisation des Deutschen Archäologischen Institutes.

Chorddiagramm des Korrespondentennetzwerkes im Jahr 1833 (Stand Januar 2019) [Copyright: DAI ]

Mit ein paar Klicks sind die digitalisierten Briefwechsel nun so leicht zugänglich wie Facebook, Instagram und Co: https://arachne.dainst.org/project/gelehrtenbriefe#DFG-Projekt_zur_Erschlie%C3%9Fung_und_Bereitstellung_der_Gelehrtenbrief-Sammlungen

Der Beitrag von Sophie Preiswerk entstand im Rahmen des Fernpraktikums zur Wissenschaftskommunikation am DAI 2021.

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