SPP „Entangled Africa“ und iDAI.world – eine digitale Verknüpfung von Zeit und Raum

SPP „Entangled Africa“ und iDAI.world – Eine digitale Verknüpfung von Zeit und Raum

Wo finden wir gleiche oder ähnliche archäologische Fundstücke und Technologien? Welchen definierten Kulturphasen können diese zugeordnet werden und inwieweit liefen diese parallel zueinander ab? Welche Fundorte gehören zu einer Gruppe? Wie waren die Bewohner Nordafrikas durch Zeit und Raum verknüpft?

Auch die Projekte zum Forschungsdatenmanagement (FDM) und zur Koordination des Schwerpunktprogramms „Entangled Africa“ (SPP2143) sind diesen Fragen auf der Spur. Im virtuellen Austausch mit Spezialisten der Abteilung für wissenschaftliche Informationstechnologie (IT) des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) schaffen sie neue Tools für den wissenschaftlichen Diskurs aller Programmprojekte zur zeitlichen und räumlichen Besiedlung und regionalen Vernetzung der Bevölkerungsgruppen Nordafrikas in der Vergangenheit.

Die von der wissenschaftlichen IT des DAI entwickelte iDAI.world bietet diverse Webservices, um wissenschaftliche Daten zu veröffentlichen und zu verknüpfen: iDAI.chronontology sammelt kulturelle Phasen nach unterschiedlichen Referenzen und stellt sie optisch anschaulich in Relation zueinander. Im iDAI.gazetteer sind Fundorte mit Koordinaten oder ganze Regionen als Polygone verzeichnet. Beide Systeme können mit z. B. Ausgrabungsfunden und Referenzliteratur, die in iDAI.objects (ehemals ARACHNE) und iDAI.bibliography (Zenon), dem Bibliothekskatalog des Instituts, hinterlegt sind, in Beziehung gesetzt werden. Die Zusammenarbeit zwischen SPP und DAI zielt darauf ab, Abfragen zur Beantwortung übergreifender Fragen schnell online tätigen und visuell darstellen zu können. So werden moderne politische Grenzen gesprengt und Vernetzungsmechanismen in historischer Zeit aufgedeckt.

So klar umrissen diese Abfragen klingen, so viel technische und wissenschaftliche Arbeit ist nötig, um sie anschaulich zu gestalten. Die Einträge in den Datenbanken der DAI-Webservices werden nun durch weitere Eingaben aus dem aktuellen Forschungsdiskurs ergänzt. Dabei werden erstmals Regionen und Epochen hinzugefügt, zu denen bisher kaum Daten vorlagen. Außerdem wird von den Mitgliedern des FDM-Teams eine Anwendung geschaffen, die die verschiedenen Webservices intuitiv verknüpft und übergreifende, für die Bedürfnisse des SPP optimierte Abfragen ermöglicht. Im Hintergrund laufen dabei komplexe Programmierungsstrukturen, die aus den vorhandenen Services die gewünschten Informationen abfragen und als Karten und Grafiken wiedergeben.

In wöchentlichen digitalen Arbeitstreffen tauschen sich die Mitglieder der beiden SPP-Strukturprojekte und der wissenschaftlichen IT des DAI über die kleinsten Details aus. Bereits in wenigen Monaten soll eine erste Version des Webinterface zugänglich sein und eine neue Herangehensweise an die Fragen des SPP ermöglichen, während die Webservices des DAI für die frei zugängliche Veröffentlichung und Langzeitsicherung der Forschungsdaten der beteiligten Projekte sorgen.

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Fig. 1 (Opener): iDAI.chronontology sammelt kulturelle Phasen nach unterschiedlichen Referenzen und stellt sie optisch anschaulich in Relation zueinander. [© DAI, Screenshot: J. Sigl 20.07.2020] 

Fig. 2: Virtuelles Arbeitstreffen der Mitglieder der beiden SPP-Strukturprojekte und der wissenschaftlichen IT des DAI und Vorstellung der neuen Anwendung. [© SPP2143, Screenshot: J. Sigl 16.07.2020]

Fig. 3: In den bisher bestehenden Verknüpfungen von iDAI.chronontology und iDAI.gazetteer sind bereits erste Abfragen von Kulturphasen und zugehörigen Fundregionen möglich, wie hier am Beispiel der ägyptischen 18. Dynastie – das SPP wird dabei helfen diese Knotenpunkte zu verfeinern. [© DAI, Screenshot: J. Sigl 20.07.2020]