Naturwissenschaften und Archäologie: Gemeinschaftliche Forschung zu ‚Entangled Africa‘

Aus Datenkollonnen werden Zeit- und Klimamodelle: Dendrochronologische Arbeit im Projekt KlimZellMit (Daten & Folie: M. Mdawar; Screenshot: J. Sigl)

Naturwissenschaften und Archäologie: Gemeinschaftliche Forschung zu 'Entangled Africa'

Die Erforschung vergangener Klima- und Ökosystemveränderungen, Landnutzungsmuster und Subsistenzstrategien sowie Landschaftstransformationen ist ein wichtiger Teil mehrerer ‚Entangled Africa‘ Projekte. Am 11. Mai 2021 kamen die Mitglieder der Arbeitsgruppe ‚Naturwissenschaften‘ des Programs zusammen, um die weitere gemeinsame Forschung sowie die Sicherung und Veröffentlichung der Forschungsdaten zu diskutieren.

Virtuell zugeschaltet von ihren Heimatuniversitäten bzw. aus dem Homeoffice in Berlin, Köln, Münster und Frankfurt begann das Treffen mit kurzen Updates zum Stand der Arbeit aus jedem Projekt und es war beeindruckend zu sehen, welche Fortschritte trotz der Einschränkungen durch die Pandemie im letzten Jahr gemacht werden konnten. Es war auch die erste Gelegenheit, den neuen Kollegen im Projekt KlimZellMit, Mansour Mdawar, zu hören, der die dendrochronologische Arbeit and Wacholderbäumen aus der Türkei und dem Libanon vorstellte. Zudem wurden Jana Eger-Karberg (Projekt InterLINK) und Tim Karberg (DFG-Projekt Wadi Abu Dom Investigations) in der Gruppe zu begrüßen, die an Geoinformationen aus dem nördlichen Kordofan, Sudan, arbeiten.
Naturwissenschaften im SPP 'Entangled Africa' in Diskussion
Workshop der Arbeitsgruppe Naturwissenschaften (Screenshot: J. Sigl).
Entsprechend dem Verständnis, dass „Entangled Africa“ sowohl die Vernetzung von Menschen als auch die Vernetzung mit und von Ökosystemen, Pflanzen, und Landschaften umfasst, haben sich die Kohärenzthemen dieser Arbeitsgruppe zu mehreren, spezifischeren Schwerpunkten entwickelt:
  • Verbreitung und Nutzung von Kulturpflanzen
Die Ausbreitung und Nutzung von Kulturpflanzen werden durch Naturraum, klimatische und edaphische Bedingungen (oder Umweltbedingungen) sowie natürliche Gegebenheiten und kulturelle Präferenzen bestimmt. Anhand von eigenen, neuen Daten und Datenerhebungen aus der Fachliteratur werden diese Zusammenhänge diskutiert (Schwerpunktprojekte: Cultivated landscapes & DeGree).
  • Vegetationskarten
Basierend auf eigenen, neuen Daten und bereits publizierter Daten werden Vegetationskarten mit wichtigen Landschaftselementen, z.B. Seen, für verschiedene Zeitscheiben erstellt, um Verflechtungen zwischen Paläoumwelt und der Ausbreitung der Beile vom Typ Dafur (Schwerpunktprojekte: DeGree & Necked Axes) oder andere Verbreitungsprozesse zu erforschen und zu visualisieren (anstehendes Thema für die zweite Projektphase).
  • Die ‚Regenwaldkrise‘ und darüber hinaus
In den Regenwäldern des Kongobeckens ist um 2500 Jahren vor heute eine deutliche Vegetationsänderung fassbar. Intensivität und Gleichsinningkeit von Vegetationsentwicklungen in den angrenzenden Savannen- und Wüstenregionen werden untersucht (Schwerpunktprojekte: Archaeology and Palaeoecology of the Inner Congo Basin, Cultivated landscapes & DeGree).
  • Mittelalterliche Klima-Anomalie
Der Vergleich von Vegetationsarchiven vom Senegal bis zum Sudan und von der Mittelmeerküste bis zum Kongobecken, sowie die Untersuchung von möglicherweise damit zusammenhängenden veränderten Landnutzungsmustern (vor allem im Sudan) und der Vergleich mit den Ergebnissen der Klimasimulationen, die auf dendro-ökologischen Studien basieren, ist ein Thema für die zweite Projektphase (alle beteiligten Projekte).
Für das Projekt Cultivated Landscapes wurden bereits erste Daten im DAI Webservice iDAI.objects/Arachne untergebracht (Screenshot: J. Sigl).
Der zweite Teil des Treffens diente der Diskussion und dem Austausch über die Möglichkeiten der Datenkuratierung und -verwaltung. Den F.A.I.R. Data Prinzipien folgend werden mehrere Datensätze der Cultivated landscapes und DeGree für den Upload auf die Datenbankplattform Neotoma vorbereitet. Nach der Migration der Datenbank im November 2020 und der kürzlich stattgefundenen Veranstaltung zum Gedenken an den verstorbenen Eric Grimm nimmt der Daten-Upload nun Fahrt auf. Ein erster Pollendatensatz (EMIW566) ist bereits im System verfügbar. Weitere palynologische Daten und die Holzkohlen-Datensätze aus dem Tschad-Becken werdem bald folgen.

Daneben werden die Webservices der iDAI.welt genutzt. Erste Bilder von Holzkohlen und deren Fundort Mege am Tschadsee können bereits in iDAI.objects/Arachne eingesehen werden. Ein mögliches Repositorium und eine Austauschplattform für die durch Fernerkundung generierten Daten ist der iDAI.geoserver. Zur zeitlichen Einordnung und Verknüpfung mit der materiellen Kultur etwa am Fundplatz Mege kann der service iDAI.chronontology genutzt werden. Das Team des Projekts Learning through connecting ermutigt alle Teilnehmer, relevante Daten zu diesem flexiblen „time-space-volume“ beizusteuern, um die Zusammenarbeit und das Erkennen von Zusammenhängen innerhalb des SPP zu erleichtern.

Die Begutachtung der Projekte für eine zweite Förderphase wird nun ausschlaggebend sein für die Durchführung der geplanten gemeinschaftlichen Forschungs- und Datenmanagementarbeit. Ein nächstes Treffen steht damit im Herbst 2021 an, wenn die Entscheidung vorliegt.

M. Mdawar präsentiert erste Ergebnisse der Dendrochronologie (Daten & Folie: M. Mdawar; Screenshot: J. Sigl)

Workshop Teilnehmer*innen: Daniel Balanzategui, Jana Eger-Karberg, Eymard Fäder, Jacob Hardt, Ingo Heinrich, Philipp Hoelzmann, Tim Karberg, Lukas Lammers, Judicael Lebamba, Mansour Mdawar, Wolfgang Schmidle, Hans-Peter Wotzka.

Autorinnen: Michèle Dinies, Alexa Höhn, Johanna Sigl.

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