African Interconnections um Kordofan und den West-Sudan

Attribution & Copyright: Polish Centre of Mediterranean Archaeology, University of Warsaw

African Interconnections um Kordofan und den West-Sudan

Projekte des SPP „Entangled Africa” auf der 15th International Conference of Nubian Studies (Universität Warschau)

Am 30. August trafen sich in Warschau Vertreter der Projekte „Lake Chad Regions as Crossroads“ und „Interregional Linkage Investigations in Northern Kordofan“ sowie mehrerer kooperierender Projekte – der ehemaligen französischen archäologischen Mission in Zankor und Abu Sufyan, sowie des aktuellen Survey-Projektes der sudanesischen National Corporation of Antiquities and Museums (NCAM) in Darfur – zu einem Austausch über Projekt- und regionale Grenzen hinweg. Im Rahmen der thematischen Session „African Interconnections“ wurden an diesem Tag Forschungen im und um den westlichen Sudan zu der von den SPP-Mitgliedern Jana Eger-Karberg und Tim Karberg organisierten Untersession „Western Sudan as a frontier and contact zone between Nubia and Sub-Saharan Africa“ vorgestellt. Die Konzepte des SPP – Entanglement zwischen unterschiedlichen Kultur- und Wirtschaftsräumen Afrikas – sollten so am Beispiel des West-Sudan und seiner Nachbarkulturen herausgearbeitet werden.

Mohammed el Toum Fadlelmola sprach in seinem Vortrag „Fresh Look on Archaeological Discoveries in North Darfur“ über die neuesten Survey-Ergebnisse der NCAM in Darfur, insbesondere über den hinsichtlich seiner Datierung und Funktion nach wie vor sehr umstrittenen Site Ain Farah. Nachdem die aktuellen Forschungen vor allem der Vervollständigung der archäologischen Karte der Region und der Dokumentation bislang unpublizierter archäologischer Stätten bringen sollen, zeigte ein Ausblick auf mögliche künftige Forschungen das Potential dieser archäologischen Befunde für die Erforschung kultureller Beziehungen zwischen den Kulturen insbesondere des Nubischen Mittelalters und dem Sahel.

Sonja und Carlos Magnavita berichteten in dem Beitrag „Kanem-Borno and the East: Archaeological Evidence of Trans-Sudanic Connections, 12th – 14th Centuries AD” über die Rolle des Tschadbeckens als kulturellem und sozio-ökonomischem Wegekreuz und seine möglichen Verbindungen zu den Kulturen Nubiens. Hierbei spielten Handelsgüter wie Perlen, aber auch der mögliche Transfer von Kulturtechniken wie z.B. der Bauweise mit gebrannten Ziegeln eine wichtige Rolle.

Sonja Magnavita zeigt Zusammenstellungen verschiedener Perlen aus Kanem-Bornu (Attribution & Copyright: T. Karberg)
Cécilia Populaire spricht über antike Wassermanagement-Techniken als Grundlage für verdichtete Siedlungsaktivitäten in Zankor (Attribution & Copyright: T. Karberg)

Séverine Marchi und Cécilia Populaire berichteten beide über Aspekte der französischen Forschungen in Zankor im oberen Wadi Melek – obwohl diese bereits etwas länger zurück liegen, sind die dabei erhobenen Daten nach wie vor eine der wichtigsten Grundlagen für die weitere Erforschung der frühen Kulturen Kordofans. Séverine Marchi konzentrierte sich in ihrem Beitrag „Back on Zankor Data: The Medieval Period in Kordofan“ auf die mittelalterlichen Befunde, die einen besonders interessanten Bezug bieten zu den Ergebnissen des SPP-Projektes „InterLINK“, das ebenfalls einen chronologischen Schwerpunkt im Mittelalter aufweist. Vor allem verschiedene Grabformen, aber auch Keramikstile zeigen die dabei wirksamen regionalen kulturellen Austauschprozesse. Cécilia Populaire zeigte durch die Auswertung archäologischer Befunde und Landschaftsdaten in ihrem Vortrag „Rainwater Management in Kordofan – A Challenge for Urban Development“ die komplexen Voraussetzungen für die Nutzung von Regen- und Oberflächenwasser in dieser ariden Region.

Jana Eger-Karberg und Tim Karberg trugen in ihrem Beitrag „Northern Kordofan as Crossroads. Interregional Linkage and Entanglement between Nubia and Sub-Saharan Africa“ zu den neuesten Forschungsergebnissen des InterLINK-Porjektes vor. Ein besonderer Schwerpunkt waren dabei Erkenntnisse zu antiken Wasserspeicherbauten („Hafiren“), die hier erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurden und einen direkten Bogen zu dem Vortrag Cécilia Populaires schlugen. Die Hafire in Nord-Kordofan und ihre möglichen Verbindungen zu ähnlichen wasserbaulichen Anlagen im kuschitischen Kernland, vor allem der Butana, zeigen die enorme Bedeutung von Wassermanagement als Grundlage der Produktivkräfte in Regionen, die nicht nur allgemein von Aridität, sondern auch von einer ungleichmäßigen Verteilung des Regenregimes über das Jahr geprägt sind.

Nachdem bereits die Vorträge in der Konferenz-Session zu einer lebhaften Diskussion geführt hatten, wurde diese bei einem gemeinsamen Abendessen der Beteiligten und anderer an Forschungen im westlichen Sudan Interessierter fortgeführt. Dabei wurden nicht nur die gemeinsamen Forschungsinteressen und die jeweils einzelnen Ergebnisse debattiert, sondern auch Pläne für zukünftige noch enger vernetzte Forschungsarbeiten geschmiedet, insbesondere zum Thema Wassernutzung.

Jana Eger-Karberg und Tim Karberg präsentieren Resultate zur „Rangeland Economy“ unter verschiedenen klimatischen Rahmenbedingungen (Attribution & Copyright: S. Magnavita)
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