Von Ägypten nach Bonn Vol. II: Untersuchung ägyptischer Phytolithe an der KAAK

Die Qubbet el-Hawa war Bestattungsplatz der hohen Beamten von Elephantine (© J. Sigl, KAAK)

Untersuchung ägyptischer Phytolithe an der KAAK

Phytolithe, Pflanzensteinchen, sind kleinste aus Silikaten geformte Strukturen, die in verschiedenen Formen in archäologischem Material vorkommen. Elshafaey A.E. Attia, ein Schüler des bekannten Botanikers Ahmed Gamael el-Din Fahmy, arbeitet an diesen winzigen Pflanzenresten von Ausgrabungen in Ägypten und Äthiopien. Im Oktober 2022 lud das SPP Entangled Africa ihn nach Bonn ein, um seine Forschung durch Nutzung der Bibliotheken und durch Networking mit den hiesigen Forschen voranzubringen.

Die Phytolithe von Reib-/Hammersteinen aus Haus 169 von der Insel Elephantine stammen vorwiegend von verschiedenen Gräsern: A) sattelförmig = Wildgräser, B) bilobat = C4-Pflanzen/Gräser, C) aufgebrochener bilobater Phytolith = Reibung/Quetschung der Pfanze, D) bulliform = Süßgräser, D) dendriform = Hüllspelzen von Gräsern (© E.A.E. Attia, DAI Kairo).

Man findet Phytolithe in den Poren von Steinwerkzeugen, in Bodenproben, in Keramikscherben und an verschiedenen anderen Orten. Obwohl durch sie Pflanzenreste nicht auf Speziesebene bestimmt werden können, so geben sie doch einen Überblick welche Teile der pflanzlichen Umwelt um eine alte Siedlung genutzt wurden. Sie zeigen die natürliche Vegetation sowie die Nutzung von domestizierten Pflanzen. Im Vergleich von Phytolithen von unserschiedlichen archäologischen Fundstellen können die jeweilige Flora und deren Verwendung durch die ansässige Bevölkerung gegenübergestellt werden. Im Rahmen seiner aktuellen Forschung versucht E.A.E. Attia dies mit der pharaonischen Siedlung auf Elephantine, Ägypten, und Mezber in Easter Tigrai, Ethiopia. Beide Fundstellen datieren in die erste Hälfte des zweiten Jahrtausends v. Chr. (um 1800 bzw. 1600 BCE). Der Vergleich dieser beiden Siedlungen liefert einen weiteren Baustein zur Beantwortung der Kernfragen des SPP nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten, trennenden und verbindenden Elementen vergangener Gesellschaften in Afrika.

Eine Auswahl an Mahl- und Hammersteine aus den Ausgrabungen des Projekts „Lebenswirklichkeiten“ auf Elephantine inklusive einiger der beprobten Steine (rechte Reihe) (© F. da Silva Lozada, DAI Kairo).
E.A.E. Attia und J. Weigl in Diskussion mit L. Morenz und F. Förster (© J. Sigl, KAAK)

Während seines Aufenthalts besuchte E.A.E. Attia zusammen mit Johanna Sigl vom Koordinationsprojekt und dem Schülerpraktikanten der KAAK, Jonas Weigl, das Ägyptische Museum der Universität Bonn. Der Besuch diente einerseits der Erweiterung des Netzwerks des Forschenden, andererseits dem Anstoß möglicher gemeinsamer Forschung in den nächsten Jahren. Das im Museum gelagerte Fundmaterial aus den Ausgrabungen von Elmar Edel und seinem Team im pharaonischen Beamtenfriedhof an der Qubbet el-Hawa nördlich der Insel Elephantine steht unter der Aufsicht von Ludwig Morenz und Frank Förster. Es gibt Einblick in das tägliche Leben und die Bestattungsriten im Mittleren Reich (ca. 1980 – 1630 BCE) und soll in Verbindung mit den erst vor kurzem ausgegrabenen Funden von Elephantine neu untersucht werden. Und für J. Weigl war dies eine Möglichkeit Jahrtausende alten Funden hautnah zu kommen, die er sonst nur durch Glas oder in Büchern sehen kann.

Scroll to top