Entangled Africa und der Klimawandel in der Vergangenheit
Der globale Klimawandel ist ein zentrales Thema weltweiter Politik und Öffentlichkeit in den letzten Jahren. Die „Fridays for Future“ Bewegung bringt die junge Generation auf die Straße, um das Thema zu unterstreichen. Die aktuelle Pandemie wird vielfach zum Anlass genommen durch gezielte Unterstützung klimaneutraler Projekte die entstandene wirtschaftliche Krise zu bewältigen. Und selbst die Vergabe des diesjährigen Friedensnobelpreises an die Welthungerhilfe steht in Verbindung mit diesem Geschehen.
Das Deutsche Archäologische Institut stellt diesem Blick in die Zukunft den in die Vergangenheit gegenüber. Denn Klimawandel beschäftigen die Weltbevölkerung schon seit Jahrtausenden. Im Rahmen der aktuell online laufenden Konferenz „Ground Check – Cultural Heritage and Climate Change“ wird das Thema zur Diskussion gestellt. Auch die „Entangled Africa“ Projekte tragen zu dieser Debatte bei. Pollenspezialistin Michèle Dinies aus dem DeGree-Projekt (P06) sowie Archäologe und Programmkoordinator Jörg Linstädter (P12) stellten am 30.09. und 07.10. Fallstudien und Ergebnisse aus ihren Forschungen vor.
DeGree konzentriert sich auf die Aridifizierung der Zentral-Sahara. Pflanzen, Tiere und Menschen wurden in die verbleibenden grünen Zonen zurückgedrängt. Man musste sich vor rund 6000 Jahren umfassend sozial und politisch neu organisieren. Historisch-naturwissenschaftlich sind diese Veränderungen in Neuerungen etwa im Anbau von Nutzpflanzen erkennbar, von denen sich die Pollen in den Schichten des Erdbodens und Seesedimenten erhalten. Es zeigt sich, dass Oasen wichtige Rückzugsräume darstellten. Gleichzeitig variiert die Form der landwirtschaftlichen Anpassungen auf veränderte Klimasituationen von Ort zu Ort stark – und erstaunlicherweise wurde nicht jeder günstige Standort intensiv genutzt.

Im Rahmen seiner archäologischen Arbeit in Nordafrika verfolgt Jörg Linstädter die Zusammenhänge von Klimaveränderungen und Siedlungsformen. Es fällt auf, dass sich kein Zusammenhang von Zusammensetzungen von Nahrungsmitteln und einer wandelnden Umwelt feststellbar sind. Im westlichen Mittelmeerraum wenden neolithische Siedlungsgruppen ganz individuelle Strategien an. Jedoch scheint die Mischung aus domestizierten und Wildtieren und -pflanzen essentiell für die Sicherung der ausreichenden Ernährung zu sein. Diese Diversität wird auch heute wieder aktuell, in einer Zeit, in der der Mangel an Vielschichtigkeit in unserer lebenden Umwelt uns unflexibler als je zuvor macht, um auf die rapide fortscheitenden Änderungen in unserem Umfeld reagieren zu können.


