Bild 1: Ein Koffer auf Reisen. Foto © A. Höhn (Projekt 5).
Ein (zwei) Koffer mit Holzkohlen in Berlin
âIch hab‘ noch einen Koffer in Berlin
Deswegen muss ich nÀchstens wieder hin
Die Seligkeiten vergangener Zeiten
Sind alle noch in meinem kleinen Koffer drin
Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin
Der bleibt auch dort und das hat seinen Sinnâ
Dieser besondere Koffer (Bild 1) sollte nicht in Berlin bleiben. Auch wenn sich darin ‚Seligkeiten vergangener Zeiten‘ befinden, sind es doch nicht jene, an die wohl Hildegard Knef oder ihr Liedtexter dachten â in diesem Koffer lagern mehrere tausend Jahre alte Holzkohlen aus Grabungen im Sudan. Sein Inhalt ist ein Schatz an Hinweisen auf die Gehölzvegetation vergangener Zeiten, den es zukĂŒnftig zu heben gilt. Holzkohle ist ein gĂ€ngiges Fundgut bei archĂ€ologischen Ausgrabungen, dessen Informationsgehalt dennoch allzu oft nicht ausreichend genutzt wird. HolzkohlestĂŒcke verraten nicht nur ihr Alter (anhand von Radiokohlenstoffdatierungen), sie erzĂ€hlen auch zu welchem Baum oder welcher Baumartengruppe sie einmal gehörten. Damit sind Rekonstruktionen von Vegetationstypen, Landschaften und Klima möglich; auch ĂŒber Handelsbeziehungen geben sie Auskunft. Bisher sind im Projekt âKultivierte Landschaftenâ Holzkohlen aus Grabungen in Westafrika untersucht worden. Die Ergebnisse aus diesen Studien werden nun mit Material von den FundplĂ€tzen der Projekte âConnecting Foodwaysâ (Projekt 2) und âInterregionale Kontakte im Nordkordofanâ (Projekt 3) ergĂ€nzt. Einige der Proben haben bereits ihren Weg aus dem Sudan nach Berlin gefunden. Ihr Weitertransport nach Frankfurt, zur ArchĂ€obotanik Afrikas an der Goethe UniversitĂ€t, bot nun endlich wieder Gelegenheit, sich ĂŒber Projektgrenzen hinweg persönlich auszutauschen, neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu besprechen, Publikationsideen zu entwickeln und auch ĂŒber hoffentlich bald wieder mögliche Feldaufenthalte nachzudenken. WĂ€hrend die Treffen von Alexa Höhn mit MichĂšle Dinies, und zwei Tage spĂ€ter mit Jana Eger und Tim Karberg Corona-konform im AuĂenbereich von Berliner CafĂ©s stattfanden, konnten wir, Ulrike Nowotnick, Steven Matthews und Alexa Höhn (Bild 2), uns im DAI nach Temperaturmessung und bei weit geöffneten Fenstern nicht nur den Holzkohlen widmen, sondern zudem Proben von verschiedenen Hirsesorten abfĂŒllen, um sie in die Frankfurter Vergleichssammlung aufzunehmen (Bild 3). Wir alle haben es sehr genossen, nach langer Zeit der digitalen Kommunikation einmal wieder direkt miteinander reden zu können, denn gerade zwanglose GesprĂ€che fĂŒhren zu den interessantesten neuen Ideen.
