Das Projekt „Silk Road Fashion“ (Teil 1)

Extreme Trockenheit hat an einigen Orten in Ostasien Kleidung vergangener Jahrtausende außergewöhnlich gut erhalten. In diesem Projekt untersuchen SpezialistInnen aus vielen Ländern gemeinsam Technikwissen und Gestaltungsabsichten der Produzenten und Träger dieser Kleidung. Als Teil der Forschung werden die Ergebnisse durch Nachbau der Kleidungsobjekte in Originalgröße und Tragetests überprüft. Dabei kann die Wirkung von Schnittkonstruktionen, Farben und Dekor am Körper in Bewegung beobachtet werden.

Silk Road Fashion: Kommunikation durch Kleidung des 1. Jahrtausends v. Chr. in Ostzentralasien

Erste Projektphase mit Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung 2013-2016

Von der Datenaufnahme zur graphischen Rekonstruktion, Hose aus Yanghai Grab M21 (Fotos: J. Zhou, Zeichnung rechts: I. Elkina)

Als das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 2012 mit der Ausschreibung „Die Sprache der Objekte – Materielle Kultur im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen“ Studien dazu „was Dinge über eine Gesellschaft und ihre Geschichte verraten oder welche Bedeutungen diese transferieren“ (https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-738.html) zu fördern begann, traf das Förderziel genau unser Forschungsziel. In der Ausschreibung heißt es: „Wenn Dinge als Indikatoren verstanden werden, die über das Objekt selbst hinausweisen, dann sprechen sie eine Sprache, die es zu dechiffrieren gilt.“ Kleidung gehört zu diesen Dingen. Sie ist mehr als eine Körperhülle, sie ist ein Datenarchiv. Auch deshalb funktioniert, was A. Lurie schon 1981 über die „Sprache der Kleidung“ geschrieben hat: Menschen kommunizieren durch Kleidung noch bevor ein Wort gesprochen wird. Diesen Ansatz haben wir sieben deutschen Verbundpartner und die chinesischen Kooperationspartner als Ausgangspunkt für unser Forschungsprojekt gewählt: „Silk Road Fashion: Kommunikation durch Kleidung des 1. Jahrtausends v. Chr. in Ostzentralasien“. Grundlage dafür waren mehrjährige Vorarbeiten des DAI (M. Wagner, X.C. Chen, P. Wertmann) mit den chinesischen Partnern und erste Testuntersuchungen 2011 (M. Wagner, X. Li, D.L. Xu, W.Y. Li, X.J. Kang, B. Wang, X.C. Chen, S. Wang, H. Wunderlich, U. Beck). Das Verbundprojekt wurde von 2013 bis 2016 (teilweise bis 2017) vom BMBF gefördert (Förderkennzeichen 01UO1310).

Karte der Autonomen Region der Uiguren Xinjiang, VR China, mit den Fundplätze, aus denen Kleidungsfunde in diesem Projekt untersucht werden. Karte: D. Hosner.

Ziel unserer Forschungen war es, ein zuvor noch nicht erreichtes detailliertes Wissen über die Lebenswelt einzelner Individuen und Gemeinschaften im östlichen Zentralasien vor 3000 bis 2000 Jahren zu schaffen, das erstmalig hochaufgelöste Umweltdaten, kleidungsbezogene Techniken und absichtsvolle Ästhetik verbindet.

Folgende Verbundpartner waren in dieser Projektphase beteiligt:

  • Verbundpartner 1: Deutsches Archäologisches Institut, Eurasien-Abteilung, Außenstelle Peking, Prof. Dr. Mayke Wagner (Projektkoordination)
    • Dr. P. Wertmann (Projektmanagement, Sprachmittlung D-CH-E, archäologische Fundplätze und Museen an der Seidenstraße, traditionelle Handwerkstechniken Leder und Textil)
    • D. Hosner (photographische Datenaufnahme und Objektvermessung in China, digitales Datenmanagement, statistische Auswertung archäologischer Massendaten)
    • X.C. Chen (Projektmanagement und Koordination mit chinesischen Partnern, Sprachmittlung CH-E, Kleidungstraditionen der Zhou-Zeit)
    • M. Hallgren (Textildesign-Flächenkonstruktion, Reproduktionen)
    • U. Beck (Promotionsstudentin, Modedesign-Schnittanalyse)
    • O. Schröder (Promotionsstudent, Tiergenetik)
  • Verbundpartner 2: Deutsches Archäologisches Institut, Naturwissenschaftliches Referat der Zentrale, Paläopathologie, Dr. Julia Gresky
    • L. Schwarz (Promotionsstudentin, Paläopathologie)
  • Verbundpartner 3: Freie Universität Berlin,Institut für Geologische Wissenschaften, Fachrichtung Paläontologie, Prof. Dr. Pavel E. Tarasov (Klimarekonstruktion), Dr. Stefanie Müller (Palynologin), Dr. Christian Leipe (Kartographie), Dr. Annette Kossler (Makrofossilien-Analyse)
    • Dr. D. Demske (Palynologe)  
    • Steffi Hildebrandt (Probenaufbereitung)
  • Verbundpartner 4: Freie Universität Berlin, Kunsthistorisches Institut, Ostasiatische Kunstgeschichte, Prof. Dr. Jeong-hee Lee-Kalisch
    • N. Kreusel (Promotionsstudentin, Modedesign-Gewebetechniken, Objektvermessung in China)
    • X.S. Zhang (Promotionsstudentin, Kunstgeschichte-Ornamentstudien)
    • A. Lienemann (Textilrestauratorin, Objektvermessung in China)
  • Verbundpartner 5: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Chemie, Bereich Organische Chemie, Prof. Dr. René Csuk
    • A. Kramell (Promotionsstudentin, Organische Chemie-Farbstoffanalyse, Datenaufnahme in China)
  • Verbundpartner 6: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte, Dr. Heinrich Wunderlich
  • Verbundpartner 7: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW), Turfanforschung , Prof. Dr. Desmond Durkin-Meisterernst

Weitere Kooperationspartner:

  • Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) im Forschungsverbund Berlin e.V., Prof. Dr. Arne Ludwig (Arbeitsplatz und Ko-Betreuung von Promotionsstudent O. Schröder)
  • Poznan Radiocarbon Laboratory, Prof. Dr. Tomasz Goslar
  • LVR LandesMuseum Bonn, R. Vogel (Restauratorin)
  • Archäologisches Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. E. Devlet (Kulturgeschichte der Farben), Dr. I. Elkina (graphische Rekonstruktion von Flächen und Gewändern), A. Pakhunov (Promotionsstudent, Farbanalytik)

Mit folgenden Partnerinstitutionen in der VR China haben wir zusammengearbeitet:

  • Chinese Academy of Cultural Heritage, S.G. Liu, S. Wang, Y. Gao, L. Luo
  • Xinjiang Uygur Autonomous Region Bureau of Cultural Heritage, C.S. Sheng, J. Li
  • Archäologisches Institut der autonomen Region der Uiguren Xinjiang, Z.Y. Yu, W.Y. Li, X.J. Kang, E.G. Lü
  • Academia Turfanica und Museum der Region Turfan, X. Li, X.F. Wang, D.L. Xu, Y. Li
  • Museum der autonomen Region der Uiguren Xinjiang, S.X. Hou, W. Liu, B. Wang, A. Jumahong
  • Museum der Region Hami, Y.X. Ma

Den Zielen des Förderprogramms „Sprache der Objekte“ entsprechend wurden Teile der dinglichen Welt systematisch durchdrungen und Bedeutungen, die über das einzelne Objekt – das einzelne Kleidungsstück – hinausweisen, erkannt: vom Gesamtkontext der natürlichen und kulturellen Umwelt und ihren Entwicklungsdynamiken – über den archäologischen Befund – die Konstruktion eines Kleidungsstücks – die verschiedenen Bindungsarten der textilen Flächen – das Garn – bis zur Faser. Um empirisch verlässliche Resultate zu gewinnen, wurden die Objekte graphisch und handwerklich reproduziert. Vor allem durch die unmittelbare Zusammenarbeit von Geistes- (Archäologie, Kunstgeschichte, Philologie) und Naturwissenschaften (Klimaforschung, Tiergenetik, Anthropologie, Chemie) führte unsere Objektforschung zur Wiederentdeckung vergessenen Wissens.

Die wichtigsten Ergebnisse der ersten Projektphase sind auf Seite 2 zusammengetragen.

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